Sprachlots:innen-Pool

 

Kurzübersicht

Das Projekt dient Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und noch nicht ausreichenden Deutschkenntnissen. Die organisierten Schulungen finden zu verschiedenen Themenstellungen (Bildungssystem in NRW, Kinder- und Jugendschutz, Verbraucherschutz etc.) unter Einbindung externer Fachkräfte statt. Nach Zertifizierung können die so genannten Sprachlots:innen von öffentlichen Stellen bei Kundenterminen als sprachliche Vermittler angefragt werden. Gleichzeitig vermitteln sie auch hinsichtlich kultureller Unterschiede und Fragestellungen zur Begleitung bei Terminen für Lehrergespräche und Ämtergänge. Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die noch über keine ausreichenden Deutschkenntnisse verfügen, soll somit der Zugang zu und die Kommunikation mit öffentlichen Stellen erleichtert werden. Besonders positiv fällt dabei auf, dass bei jeder Dolmetschertätigkeit konsequent darauf geachtet wird, dass es nicht zur Überlastung der Ehrenamtler:innen führen – insbesondere bei denen, die sowieso bereits in mehreren weiteren Projekten involviert sind.

 

Wie ist unser Projekt aufgebaut und wie ist seine Laufzeit?

Das Projekt wird vom Land NRW (MKFFI) finanziert und dort offiziell als „Laien-Sprachmittler-Pool“ betitelt. Jährlich werden den Kommunen 50.000 Euro zugesichert zum Aufbau eines entsprechenden Pools.

Das Projekt umfasst die regelmäßige Schulung sowie die Organisation von Austauschen freiwilliger, mehrsprachiger Menschen mit internationaler Familiengeschichte. Die Schulungen finden zu verschiedenen Themenstellungen (Bildungssystem in NRW, Kinder- und Jugendschutz, Verbraucherschutz etc.) unter Einbindung externer Fachkräfte statt. Nach Zertifizierung können die so genannten Sprachlots:innen von öffentlichen Stellen bei Kundenterminen als sprachliche Vermittler angefragt werden. Gleichzeitig vermitteln sie auch hinsichtlich kultureller Unterschiede und Fragestellungen. Beispiele für diese Termine sind Lehrergespräche, Termine bei Ämtern und ähnliches. Wichtig ist, dass die Termine keinen rechtsverbindlichen Charakter haben. Gespräche mit Anwälten sind somit bspw. nicht möglich. Für ihren Einsatz erhalten die Sprachlots:innen eine Aufwandsentschädigung. Für die Kund:innen ebenso wie die anfragende öffentliche Stelle fallen hierbei keine Kosten an. Bei dem Projekt handelt es sich um ein punktuelles Unterstützungsangebot.

Das Kommunale Integrationszentrum ist zuständig für die Gewinnung neuer Sprachlots:innen, die Organisation von Schulungen und eines regelmäßigen Austausches, den Kontakt zu Kund:innen/öffentlichen Stellen sowie für die Verwaltung des Projektes.

Welches Ziel verfolgen wir mit unserem Projekt?

Ziel ist die Vermittlung zwischen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und öffentlichen Stellen, die Sprachlots:innen nehmen eine Art Brückenfunktion ein und schließen sprachliche und kulturelle Lücken zwischen den Personen. Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die noch über keine ausreichenden Deutschkenntnisse verfügen, soll somit der Zugang zu und die Kommunikation mit öffentlichen Stellen erleichtert werden.

Was hat gut funktioniert und weshalb? Welche konkreten Maßnahmen haben unserer Meinung nach zum Erfolg beigetragen?

Die Schulungsreihen waren sehr gut besucht, die Teilnehmenden zeigten ein großes Interesse daran und konnten somit auch in ihrer eigenen Community unabhängig von ihrem Ehrenamt als Multiplikator:innen fungieren. Unterstützend war hierbei die Bereitschaft von Kolleg:innen verschiedener Abteilungen (Ausländeramt, Jugendhilfe etc.) sowie externer Einrichtungen (Verbraucherschutzzentrale, IHK etc.), entgeltlos ein Modul der Schulungen anzubieten.

Der Zielgruppe konnte gut geholfen werden, das Unterstützungsangebot verringerte insgesamt die Zugangsbarrieren. Gleichzeitig können sich die Sprachlots:innen auf diese Weise ehrenamtlich engagieren – für viele das erste Ehrenamt in Deutschland.

Die Abwicklung und Beantwortung der Anfragen funktioniert sehr gut, was einer intensiven Vorarbeit und Nachjustierung zu verdanken ist. Nach einigen Jahren der Umsetzung konnten alle erforderlichen Vereinbarungen und Formulare ausgearbeitet und auf den Bedarf ausgerichtet werden. Hilfreich war hierfür die regelmäßige Überprüfung und Rückkopplung bei Problemstellungen sowie die Unterstützung der Rechtsabteilung der Stadt Krefeld.

Was sind Grenzen der Arbeit? Bisherige Herausforderungen? Was kann noch verbessert werden?

Als schwierig gestaltete sich die Klärung der rechtlichen Form (Honorarvertrag vs. Ehrenamtsvereinbarung). Insbesondere da einige der Sprachlots:innen bereits in anderen Projekten des Kommunalen Integrationszentrums tätig sind und so einer Scheinselbständigkeit vorgebeugt werden sollte.

Weiterhin kamen und kommen bis heute Terminanfragen häufig sehr kurzfristig und sind oftmals auch nicht mit größerer Vorlaufzeit zu planen. Da die Sprachlots:innen aber ehrenamtlich tätig sind, kann eine entsprechende positive Antwort auf die Anfrage nicht immer gewährleistet werden. Hier bedarf es regelmäßiger Rücksprache und Sensibilisierung der anfragenden Stellen, um Enttäuschungen und falsche Erwartungen zu vermeiden.

Häufig kommen auch Anfragen zu Übersetzungen zu rechtsverbindlichen Situationen, die aufgrund der Förderrichtlinien und der Qualifikationen der Sprachlots:innen nicht beantwortet werden können.

Schließlich wird auch regelmäßig eine längerfristige Begleitung einzelner Personen angefragt, die jedoch nicht mit den Förderrichtlinien vereinbar ist und somit negativ beantwortet werden muss.

Wie würden wir unser Projekt bewerten?

Das Projekt ist sehr erfolgreich und der Bedarf hierfür hoch. Die Dienste werden regelmäßig angefragt und stoßen auf viel positives Feedback. Es erfordert aber einen enormen verwalterischen Aufwand und stößt aufgrund der Förderrichtlinien und der Qualifikationen der Sprachlots:innen doch auch an seine Grenzen. Hier braucht es eine noch weiter gefasste Antwort auf den hohen Bedarf an Dolmetscher:innen. Diese müssten aber intensiver ausgebildet werden und dafür sollte entsprechend auch ein höheres Förderkontingent zur Verfügung stehen.

Was ist unsere Empfehlung für Personen, die sich ehren- oder hauptamtlich für Geflüchtete engagieren möchten (z.B. Empfehlungen für den Umgang mit Herausforderungen, zum Abbau von Hierarchien, allgemeine Empfehlungen, die Ihnen auf Basis Ihrer Erfahrung als wichtig erscheinen)?

Positiv hervorzuheben ist, dass die Dolmetschertätigkeit beschränkt ist auf eins bis zwei Einsätze pro Kunde. Andernfalls würde die Gefahr bestehen, dass unsere Sprachlots:innen zu Familienlots:innen werden und nicht mehr als punktuelle Hilfe agieren würden. Dies könnte leicht zu Überlastung der Ehrenamtler:innen führen – insbesondere bei denen, die sowieso bereits in mehreren weiteren Projekten involviert sind.

Was ist das Know-how aus unserer praktischen Erfahrung, welches wir anderen Engagierten mitgeben möchten?

Es ist wichtig, sich hier gut mit Rechtsexperten abzusprechen, um längerfristige Fehler zu vermeiden.

Achten Sie von Beginn an auf eine gute Verwaltungsstruktur und planen Sie ausreichend Zeit für die Organisation und Vermittlung von Aufträgen ein.

 

Inhalt von Eva Ziegler

 

Die wichtigsten Eckdaten und Kontaktmöglichkeiten:

Titel des Programms/der Initiative Sprachlots:innen-Pool
Zeitspanne 2019 -2022
Projektleitung Dr. Ute Welling-Osterloh
Projektkoordination Songül Ucar
Projektassistenz
Name und Verbundart der durchführenden Organisation Stadt Krefeld, Kommunales Integrationszentrum
Kontaktdaten 02151-86 2562 (Sengül Safarpour, Leitung Kommunales Integrationszentrum)
Zielgruppe des Projekts Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und noch nicht ausreichenden Deutschkenntnissen