Academic experience Worldwide e.V.

Foto: Academic experience Worldwide e.V.

 

Kurzübersicht

Das Projekt ”Academic experience Worldwide e.V.” ist in Frankfurt am Main und Umgebung angesiedelt. Es verfolgt das Ziel die vielfältigen Fähigkeiten von Geflüchteten sichtbar und nutzbar zu machen. Das Projekt soll den verbreiteten Darstellungen von Geflüchteten als unselbstständig etwas entgegensetzen und dadurch Vorurteile abbauen. Dafür ist es wichtig mit Geflüchteten auf Augenhöhe zu arbeiten. Es setzt darauf Geflüchteten zuzuhören, anstatt nur über sie zu sprechen. Zusätzlich soll das Projekt die Integration von AkademikerInnen fördern. Zu den geförderten Maßnahmen gehört der kulturelle Austausch zwischen Studierenden und Geflüchteten in Tandemprogrammen sowie Seminarangebote der Goethe-Universität Frankfurt. Zusätzlich werden Museumsbesuche, Deutschkurse oder Fahrkarten finanziert, ein Podcast wurde veröffentlicht.

 

Wie ist unser Projekt aufgebaut und wie ist seine Laufzeit?

Unser Verein academic experience Worldwide e.V. (aeWorldwide), unterstützt seit 2013 geflüchtete Akademiker*innen in Frankfurt am Main und Umgebung und hilft ihnen bei der Integration.  Gleichzeitig fördert der Verein den kulturellen Austausch und die Anerkennung der persönlichen Leistungen von Geflüchteten. Als studentische Initiative der Goethe-Universität Frankfurt sind derzeit rund 16, ausschließlich ehrenamtlich engagierte, Mitglieder im Verein aktiv. Die Laufzeit ist nicht begrenzt.

Unsere Maßnahmen zur Integration und gegenseitigem kulturellen Austausch sind Tandemprogramme zwischen Studierenden und Geflüchteten sowie Seminarangebote der Goethe-Universität Frankfurt; teilweise virtuell. Durch die Angebote fordern wir dazu auf, Menschen als Ganzes wahrzunehmen und sie nicht auf ihre Teilidentität als “Geflüchtete*r” zu reduzieren.

Welches Ziel verfolgen wir mit unserem Projekt?

Die medialen Darstellungen von Geflüchteten sind häufig stereotyp und verzerrt.  So erscheinen „die Flüchtlinge“ oft als unselbstständig und als (finanzielle) Belastung für die deutsche Gesellschaft. Dabei geht verloren, welche beeindruckenden (akademischen) Leistungen die Menschen in ihren jeweiligen Heimatländern bereits erreicht haben, während sie in Deutschland gar nicht oder nur geringfügig arbeiten können. Dies ist nicht nur frustrierend für die Geflüchteten, sondern bedeutet auch einen enormen Verlust an Potential für die deutsche Gesellschaft. Genau an diesem Problem setzt aeWorldwide mit mehreren Projekten an: Um einen Austausch auf Augenhöhe herzustellen, setzen wir ein Tandemprogramm zwischen Studierenden und geflüchteten Akademiker*innen um. Begleitet wird das Programm von einem regelmäßigen Seminar für alle Teilnehmenden in dem unterschiedliche gesellschaftliche, politische und kulturelle Themen diskutiert werden.

Dies hat zumZiel geflüchteten Menschen eine Plattform zu geben und eine Änderung des medial vermittelten Bild „des Flüchtlings“ mit seinen Stereotypen anzustoßen.Dies ist nicht nur essenzieller Bestandteil unserer Öffentlichkeitsarbeit, sondern kommt auch in unserem aktuellen Podcast-Projekt ‘Refugee Tales Germany’ zum Ausdruck. Geflüchtete haben hier den Raum, ihre ganz persönlichen Geschichten zu erzählen. Unser Vereinsmitglied Sayed Shahanshah Hashimi, selbst geflüchtet aus Afghanistan und Produzent des Podcast-Projekts, sagt über seine ehrenamtliche Tätigkeit: „Das Leben vergeht sehr schnell. Im Jahr 2019 habe ich mich entschieden ein Mitglied von aeWorldwide zu werden. Als Flüchtling habe ich viel Diskriminierung erlebt und ich war überrascht, als ich dem Seminarteam vorgestellt wurde und sie mir sagten, ich könnte zum Teamtreffen kommen. Als ich euch alle im Team-Meeting getroffen habe, war ich begeistert. Heute haben wir unsere zweite Podcastfolge veröffentlicht und letztes Jahr habe ich das Wort `Podcast´ zum ersten Mal gehört. Ja, Teamwork beginnt mit dem Aufbau von Vertrauen und ich schätze euch alle sehr, dass ihr mich unterstützt und mir vertraut habt. In diesem letzten Jahr habe ich viel von euch allen gelernt. Auf Persisch sagen wir, das beste Geschenk ist Freundlichkeit.“

Die Arbeit soll auch Integration fördern; Integration verstehen wir als mehrdimensionalen Prozess, an dem alle Mitglieder der Gesellschaft beteiligt sein müssen. Unser Verein treibt diesen Prozess voran, indem wir Deutschkurse und Fahrkarten finanzieren und gemeinsame Aktivitäten wie beispielsweise Museumsbesuche in Kooperation mit der Stadt Frankfurt sowie weiterführende Angebote zur Weiterbildung anbieten. Allgemein plant, unterstützt und realisiert unser Verein Projekte, die geeignet sind, die Lebens- und Arbeitschancen von geflüchteten Menschen zu verbessern und sie in die Lage zu versetzen, ihr Potential einzubringen.

Was hat gut funktioniert?

Mit rund 16 aktiven ehrenamtlichen Mitgliedern, sind wir stolz auf unsere bisherigen Erfolge: Wir haben 221 Deutschkurse für Geflüchtete finanziert und sie damit auf dem Weg ins Studium unterstützt. Durch die Finanzierung von 278 Fahrkarten für Geflüchtete konnten wir Mobilität und damit ein Stück Unabhängigkeit ermöglichen. Und unsere 80 Tandempartnerschaften zeigen, dass Austausch auf Augenhöhe möglich ist. Wir sind nicht nur ein Verein für Geflüchtete, sondern auch von Geflüchteten.

Was sind Grenzen der Arbeit? Bisherige Herausforderungen? Was kann noch verbessert werden?

Die  Arbeit wird dadurch eingeschränkt, dass alle Mitglieder nur ehrenamtlich beteiligt sind.  Trotz des hohen Engagements unserer Mitglieder, ist es ohne hauptamtlich Beschäftigte kaum möglich, unsere Angebote über vielfältige Kanäle zu streuen und so auf unsere Projekte aufmerksam zu machen. Die Pandemie erschwerte zusätzlich den regelmäßigen Austausch sowie persönliche Treffen. Eine Herausforderung ist auch das Erreichen der Geflüchteten selbst; pandemiebedingt ist auch das erschwert. Wir tauschen uns regelmäßig darüber aus, wie die Zielgruppe besser erschlossen werden kann, z.B. mit Besuchen in „Flüchtlingsunterkünften“, aber auch das bedeutet einen hohen zeitlichen Aufwand.

In der letzten Zeit macht sich auch bemerkbar, dass sich die Ehrenamtsarbeit mit Geflüchteten stark verändert hat. Statt kurzfristiger Hilfe muss die Unterstützung nun langfristiger und zukunftsorientiert gedacht werden. Auch der Wunsch nach mehr Möglichkeiten für eine gesellschaftliche und demokratische Teilhabe wird immer stärker. Hierzu haben schon viele unserer Vereinsmitglieder tolle Projekte in Frankfurt umgesetzt und beteiligen sich aktiv daran, die Vielfalt der Stadt sichtbar zu machen. Wir als Verein unterstützen sie in ihren Vorhaben, indem wir die Projekte bewerben, ehrenamtliche Unterstützung bereitstellen und Finanzierungslücken schließen.

Wer ist die Zielgruppe (Kinder, Frauen oder ohne Einschränkungen für alle Menschen mit Fluchthintergrund offen)?

Menschen, die sich für die Themenbereiche Migration und Flucht interessieren, insbesondere Geflüchtete mit akademischem Hintergrund.

Was ist unsere Empfehlung für Personen, die sich ehren- oder hauptamtlich für Geflüchtete engagieren möchten (z.B. Empfehlungen für den Umgang mit Herausforderungen, zum Abbau von Hierarchien, allgemeine Empfehlungen, die Ihnen auf Basis Ihrer Erfahrung als wichtig erscheinen)?

Ein hohes Verantwortungsbewusstsein der ehrenamtlich Tätigen ist entscheidend. Insbesondere sind die Seminare und das Tandemprogramm eine Konstante im Alltag der Teilnehmenden. Fällt diese Konstante weg, geht das Vertrauen schnell verloren. Wir empfehlen ehrenamtlich Engagierten mutig zu sein, diese Verantwortung zu übernehmen und über sich selbst hinaus zu wachsen. Zugleich ist die Bereitschaft zur kritischen Selbstreflexion von großem Vorteil sowie eine Offenheit die eigenen Denkweisen zu hinterfragen. Hier setzt unser Tandemprogramm an:

Um einen Austausch auf Augenhöhe herzustellen, setzen wir an der Goethe-Universität ein Tandemprogramm zwischen Studierenden und geflüchteten Akademiker*innen um. Der/die geflüchtete Akademiker*in profitiert von dem kulturellen und sprachlichen Wissen des Studierenden, während dieser von dem/ der geflüchtete*n Akademiker*in fachspezifische akademische Hilfe bekommt. Das bedeutet, wir organisieren Zweiergruppen von jeweils einem Studierenden und einem*r geflüchtete Akademiker*in der gleichen akademischen Fachrichtung. Beim ersten Treffen sind wir dabei, um offene Fragen und Erwartungen zu klären. Hiernach ist die Tandempartnerschaft individuell gestaltbar. Unser Tandemprogramm bemüht sich darum, Hierarchien zwischen den Studierenden und den Geflüchteten möglichst zu vermeiden. Aus diesem Grund handelt es sich nicht um kein Mentoring-Programm, sondern es soll vielmehr eine Beziehung auf Augenhöhe hergestellt werden. Unsere Erfahrung zeigt, dass von beiden Seiten die Tandems sehr gut angenommen werden und Freundschaften entstehen. Bisher konnten wir über 80 Tandempartnerschaften vermitteln.

Was ist das Know-how aus unserer praktischen Erfahrung, welches wir anderen Engagierten mitgeben möchten?

Unsere Vereinsstruktur lebt von Eigeninitiative und flachen Hierarchien. Die Projekte werden von Geflüchteten selbst initiiert und ihre Ideen eingebracht und von Menschen ohne Fluchterfahrung mitgestaltet. Wir halten es für besonders wichtig, die Zielgruppen miteinzubeziehen und nicht über ihre Köpfe hinweg Projekte auf den Weg zu bringen, sondern mit ihnen und im Netzwerk mit anderen Initiativen und Vereinen zusammen zu arbeiten. Kurz: Eigeninitiative der Engagierten stärken und Netzwerke aufbauen!

Welche sonstigen Anmerkungen oder Ergänzungen möchten Sie machen?

Links zur Podcast-Reihe “Refugee Tales Germany”: YouTube, Spotify und Apple Podcast

https://www.youtube.com/watch?v=CcAK7_Udv8U

https://open.spotify.com/show/2jZ0gFF5n1zxZdA0WYWJ4g

https://podcasts.apple.com/de/podcast/refugee-tales-germany/id1505983348

 

Film über die Vereinsaktivitäten von aeWorldwide

Abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=MRfpLiheMEE

Blogbeitrag bei EineWeltBlabla

Abrufbar unter: https://eineweltblabla.de/was-bedeutet-das-wort-flucht-ein-gastbeitrag/

 

Inhalt von Eileen Paßlack

 

Die wichtigsten Eckdaten und Kontaktmöglichkeiten:

Titel des Programms/der Initiative Academic experience Worldwide e.V.
Zeitspanne Seit 2013
Projektleitung Sayed Shahanshah Hashimi, Mareike Schulze, Zara Tariq, Eileen Paßlack, Greta Orlet (Vorstandsmitglieder)
Projektkoordination
Projektassistenz
Name und Verbundart der durchführenden Organisation Academic experience Worldwide e.V. (aeWorldwide)
Kontaktdaten info[at]aeworldwide.de