Traumasensible Beratung für Migrantinnen, geflüchtete Frauen und ehrenamtliche Helferinnen

Kurzübersicht

Das Projekt traumasensible Begleitung und Beratung für geflüchtete Frauen und Migrantinnen bietet Frauen, die Trauma erfahren haben ein niedrigschwelliges Beratungsangebot. Das Angebot wird vom Zentrum Information Beratung Bildung Frauen für Frauen e.V. (ZIBB) in Groß-Umstadt getragen und richtet sich vor allem an Geflüchtete und Migrantinnen, aber auch an Ehrenamtliche, die mit diesen Gruppen arbeiten und Unterstützung bei der Traumaverarbeitung brauchen. Ziel ist die Erstversorgung und Erststabilisierung der Betroffenen. Die Beratung kann durch Dolmetscherinnen vermittelt werden. Das Angebot kann kostenfrei für bis zu zehn Termine in Anspruch genommen werden. Der Erfolg des Projekts wurde stark durch die gute Vernetzung mit anderen Projekten gefördert. Dazu gehörten andere Projekte des Vereins, wie „GeLA, Gemeinsam leben und arbeiten: Spracherwerb und berufliche Orientierung“ und „NeW Netzwerk Wiedereinstieg – Digitales Lernen und Sprache“. Die Teilnahme in den Projekten konnte die psychische Stabilisierung wirkungsvoll unterstützen. Es hat sich gezeigt, dass ein Fokus auf die Ressourcen und Kompetenzen der Geflüchteten wichtig ist und man darauf achten sollte den Betroffenen überstülpen sollte. Das Beratungsangebot ist vielen Frauen fremd, sie scheinen Medikamente zur Behandlung von psychosomatischen Beschwerden zu bevorzugen und wollen in der Beratung eher praktische Hilfen. Die gute Vernetzung mit anderen Unterstützungsangeboten hat sich als besonders wichtig herausgestellt.

 

Wie ist unser Projekt aufgebaut und wie ist seine Laufzeit? Welches Ziel verfolgen wir mit unserem Projekt?

Im Rahmen der Frauenberatungsstelle bieten wir geflüchteten Frauen und Frauen mit Migrationshintergrund mit traumatischen Erfahrungen Traumaberatung im Sinne einer psychologischen Erstversorgung und Erststabilisierung an. Es handelt sich um ein niedrigschwelliges, psychosoziales Unterstützungsangebot, das durch den „Gewaltschutzfonds“ des aufgestockten Sozialbudgets des Landes Hessen gefördert wird.

Das Beratungsangebot richtet sich auch an ehrenamtlich Tätige, da die Unterstützung von traumatisierten Menschen belastend ist und Traumasymptome hervorrufen kann (sog. Sekundärtraumatisierung).

Das Beratungsangebot umfasst ca. drei Stunden pro Woche. Die Beratung ist kostenfrei und kann bei Bedarf unter Mitwirkung einer Sprachmittlerin / Dolmetscherin stattfinden. Vorgesehen sind bis zu zehn Beratungstermine pro Frau. Es handelt sich in der Regel um Stabilisierungsangebote und stützende Gespräche.

Zwei Flyer informieren über das traumasensible Beratungsangebot: ein rein deutschsprachiger richtet sich an geflüchtete Frauen, Migrantinnen und Ehrenamtliche mit guten Deutschkenntnisse; ein weiterer Flyer spricht Betroffene direkt an. Er wurde mit Unterstützung des Interkulturellen Büros in Darmstadt in mehrere Sprachen übersetzt.

Was hat gut funktioniert und weshalb? Welche konkreten Maßnahmen haben unserer Meinung nach zum Erfolg beigetragen?

Wichtig für die gute Nutzung dieses Angebotes war die enge Zusammenarbeit mit den Kolleginnen der weiteren Projekte des Vereins: „GeLA, Gemeinsam leben und arbeiten: Spracherwerb und berufliche Orientierung“ und „NeW Netzwerk Wiedereinstieg – Digitales Lernen und Sprache“. Zum einen ermöglichte sie die traumasensible Begleitung der Kursteilnehmerinnen. Zum anderen fanden auch Frauen, die in der traumasensiblen Beratung waren, einen Platz in den GeLA- und NeW-Kursen, was sehr zu deren psychischer Stabilisierung beitrug.

Die gute Vernetzung mit anderen Unterstützungseinrichtungen für Frauen wie z.B. mit den Mitarbeiterinnen des Vereins „Frauen helfen Frauen e.V.“ in Dieburg und den Mitarbeiterinnen des Frauenwohnheims Notwaendehaus des Vereins Horizont in Dieburg sowie des Diakonischen Werks.

Was sind Grenzen der Arbeit? Bisherige Herausforderungen? Was kann noch verbessert werden?

Das Beratungsangebot selbst ist für die Frauen oft fremd, sie kommen nach wie vor in der Annahme, dass wir vor allem bei der Suche nach einer eigenen Wohnung behilflich sein könnten oder dass ihre psychosomatischen Beschwerden über eine entsprechende Arznei zu lindern oder zu heilen seien.

Die Koordination der Sprachmittlerinnen-Anfrage für andere Sprachgruppen über das DRK war zum Teil recht arbeitsintensiv, da die gewünschten Termine nicht immer problemlos von weiblichen Dolmetscherinnen abgedeckt werden konnten.

Verbessert werden kann noch der Austausch mit anderen Beratungseinrichtungen wie z.B. den Psychosozialen Zentren für Geflüchtete.

Wer ist die Zielgruppe (Kinder, Frauen oder ohne Einschränkungen für alle Menschen mit Fluchthintergrund offen)?

Migrantinnen, geflüchtete Frauen und ehrenamtliche Helferinnen.

Was ist unsere Empfehlung für Personen, die sich ehren- oder hauptamtlich für Geflüchtete engagieren möchten (z.B. Empfehlungen für den Umgang mit Herausforderungen, zum Abbau von Hierarchien, allgemeine Empfehlungen, die Ihnen auf Basis Ihrer Erfahrung als wichtig erscheinen)?

Unserer Erfahrung nach ist es gut, immer wieder auch die Ressourcen und Kompetenzen der Geflüchteten im Blick zu behalten, Ihnen nicht Eigenes/Gutgemeintes überzustülpen. Daneben ist es wichtig, auf die eigenen Grenzen zu achten und eine gute Selbstfürsorge zu sicherzustellen.

Hilfreich ist eine gute Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Unterstützungspersonen (z.B. ehrenamtlich tätige Heilpraktikerin) und andere Organisationen.

 

Inhalt von Eva Hartard

 

Die wichtigsten Eckdaten und Kontaktmöglichkeiten:

Titel des Programms/der Initiative Traumasensible Beratung für Migrantinnen, geflüchtete Frauen und ehrenamtliche Helferinnen
Zeitspanne Seit 2016 bis heute
Projektleitung Andrea Balmerth, Eva Hartard
Projektkoordination
Projektassistenz
Name und Verbundart der durchführenden Organisation ZIBB Zentrum Information Beratung Bildung
Frauen für Frauen e.V.
Kontaktdaten Steinschönauer Str. 4b, 64823 Groß-Umstadt
Tel.: 06078 72377
www.zibb-umstadt.de
info[at]zibb-umstadt.de